Presse
WÜRZBURG
Ein Zahnarzt mit Erfindergeist
Warum der Würzburger Rolf Klett weltweit für Aufsehen sorgt
Der in Würzburg praktizierende Zahnarzt Dr. Rolf Klett machte schon vor mehr als 25 Jahren mit seinen Erfindungen in der Zahnmedizin weltweit Schlagzeilen. Nun ist ihm ein neuer großer Wurf gelungen.
Es gibt Menschen, die werden als Tüftler geboren. Rolf Klett ist einer von ihnen. Als Kleinkind bastelte er, als Schüler experimentierte er. Mit einer Leidenschaft, die auch schon mal Leiden schuf. Als 16-Jähriger jagte er kurz vor Weihnachten 1960 in seinem Heimatort Neuenmarkt in Oberfranken bei einem Versuch mit Chemikalien die Kücheneinrichtung der elterlichen Wohnung in die Luft. Den Spitznamen „Sprengmeister“ hatte der Gymnasiast damit weg, der Hang zum Tüfteln blieb. Auch später beim Studium in Würzburg. Zunächst bei dem der Physik, dann bei dem der Zahnmedizin – eine Kombination, die Kletts Experimentierfreudigkeit anheizte.
Trotz eigener Zahnarztpraxis und Familie mit zwei Söhnen fand er die Zeit, im heimischen Wohnzimmer an einem elektronischen Messverfahren für die Kiefergelenk-Diagnostik zu tüfteln. Meist bis tief in die Nacht hinein. „Ich bin ein Arbeitstier, komme oft mit drei bis vier Stunden Schlaf aus“, sagt Klett. 1981 war er zum ersten Mal am Ziel seiner wissenschaftlichen Träume. Er hatte das bis heute weltweit genaueste Messverfahren entwickelt, mit dem die Bewegungen der Kiefergelenke berührungslos registriert und ausgewertet werden können.
Erfolgreicher Einzelkämpfer
Der damals wie heute in Würzburg praktizierende Zahnarzt Rolf Klett hatte die Zahnmedizin in Staunen versetzt. In Japan, in den USA, in Europa – überall hatten sie sich, oft mit Unterstützung der Großindustrie, an einem solchen Messverfahren versucht. Geschafft hatte es aber ein Einzelkämpfer zu Hause in seinem Wohnzimmer, damals noch in Gerbrunn. „Mir fiel das gar nicht mal so schwer“, erinnert er sich heute, „ich konnte bei den meisten Problemen ja mich selbst befragen“. Der Zahnmediziner den Physiker und der Physiker den Elektroniker, denn Klett engagierte sich damals auch noch als Ausbilder für Elektrotechnik bei der IHK.
Die Experimentierfreudigkeit des passionierten Fotografen und Skifahrers, der inzwischen lieber beim Golfspiel Entspannung sucht, war mit diesen Erfindungen nicht beendet. Aber der mit eigener Firma organisierte Vertrieb seiner Erfindungen, zahlreiche Vorträge und Weiterbildungskurse im In- und Ausland („Ich habe viele Tausend Zahnärzte in meinen Seminaren gehabt“) sowie Praxis und Familie ließen ihm zunächst nicht genügend Freiraum. Erst vor wenigen Jahren widmete sich Klett wieder verstärkt dem Tüfteln. Er wollte sein Kiefergelenk-Messverfahren weiterentwickeln, es noch präziser und praxisgerechter machen. Sogar eine Drehbank installierte er dafür bei sich zu Hause in Höchberg, beim Baumarkt um die Ecke wurde er zum Stammkunden. Und er erinnerte sich eines alten Freundes und Informatik-Dozenten. Denn ihm war klar, dass er ohne moderne Digital-Elektronik nicht weiterkommen würde – und da benötigte er fachmännischen Beistand. Zusammen haben sie es dann geschafft.
Patente angemeldet
Seit kurzem sind die Patente angemeldet. Seine neuesten Erfindungen seien ein „richtig großer Fortschritt“ und ein „Meilenstein in der Zahnmedizin“, sagt Klett. Zahnersatz könne nun hochwertiger und präziser gefertigt werden, Krankheitsbilder wie Fehlbiss, Kieferknacken und sogar Tinnitus früher erkannt und besser geheilt werden. Diese positive Einschätzung teilt auch Prof. Dr. Wolfgang Freesmeyer, Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Funktionsdiagnostik und -therapie. „Rolf Klett hat ein Mess-System entwickelt, das sich durch Einfachheit und Präzision auszeichnet. Ich bin fest davon überzeugt, dass dieses Registrier-System eine große Verbreitung finden wird.“
Dr. Rolf Klett Physiker und Zahnarzt
Klett selbst traut dem bis zu wenigen Lichtwellenlängen (Tausendstel-Millimeter-Bereich) genauen Messverfahren sogar noch mehr zu. So soll es damit bald möglich sein, selbst geringste Veränderungen an Gebäuden durch Schnee- oder Windlast zu messen. Unglücke wie der Einsturz der Eishalle von Bad Reichenhall mit vielen Todesopfern könnten so vermieden werden.
Erschöpft ist Kletts Erfindergeist aber noch lange nicht. „Ich habe noch viele Ideen. Mal sehen, wie viele sich davon noch verwirklichen lassen“, sieht der leidenschaftliche Tüftler optimistisch in die Zukunft.
Daten & Fakten
Rolf Kletts Erfindungen: 1981 entdeckte und interpretierte Klett mit seinem komplett selbst entwickelten, auf der Reflexion von Infrarotlicht basierenden und patentierten „Condylocomp-System“ einen neuen Mechanismus bei Kiefergelenkknacken. Dafür erhielt er 1985 mit dem Jahresbestpreis der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde eine der wichtigsten wissenschaftlichen Auszeichnungen. Weitere innovative Entwicklungen wie die von Mundspiegel-Videokameras, mit denen ein Zahnarzt seinen Patienten die Schäden an Zähnen in Großformat zeigen kann, folgten. Seine neuesten Erfindungen sind das Registriergerät „Freecorder Bluefox“, bei dem Spezialkameras mit Hochleistungsrechnern kodierte grafische Muster verfolgen (Muster-Tracking), und das Schnellkupplungssystem „FastLink“ – zusammen etwa 10 000 Euro teuer. Zwei Erfindungen, so Klett, mit denen die Kiefergelenksvermessung „revolutioniert“ werde.
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